Donnerstag, 22. Dezember 2016

Manchmal nimmt das Leben Strecken, die man nicht kennt - dann folgt man blind und passt sich an.

Hallo meine Lieben,

nach einer etwas längeren Pause melde ich mich auch mal wieder bei euch. In letzter Zeit ist viel passiert und ich wollte mich immer wieder melden, hab es aber doch nie geschafft und jetzt nehme ich mir die Zeit. Auch, weil ich schreiben muss. Es wird ein langer Post, auch, weil ich in der letzten Woche viel erlebt und viel in Frage gestellt habe.

Bevor ich aber Sachen in Frage stellte, meldete sich erst mal meine Gesundheit. Eigentlich hätte ich den letzten Sonntag – nicht der 18., sondern der 11. - arbeiten sollen, aber dann hatten doch meine Augen was dagegen. Verspätet war auch ich mit der Bindehautentzündung dran und hatte an dem Morgen verschleimte Augen. Damit fiel das Arbeiten aus und ich saß einfach nur Zuhause. Christian, ein Freund von uns, ist auf meine Frage hin, welche Apotheke denn an einem Sonntag aufhabe, für mich losgefahren und hat Medikamente besorgt. Er ist wirklich ein Schatz!

Auch den Montag habe ich mich ausgeruht, den Dienstag war ich aber mit Alina früh auf den Beinen. Wichtelgeschenke wollten besorgt werden und was bietet sich da besser an als mein Ruhetag und Alinas freier Vormittag? Und was bitte ist schon eine Bindehautentzündung? Ich hatte eh nur schwache Symptome. Weil das aber ja noch nicht genug an Krankheiten/Verletzung war, ist ein Moto mit seinem Auspuff an mein Bein gekommen und hat mich da verbrannt. Ihr wollt keine Bilder davon, obwohl es mittlerweile schon besser aussieht. Zwischendurch wirkte es entzündet, aber das vom am Donnerstag aufgesuchten Arzt verschriebene Antibiotikum hat geholfen.
Wir sind trotzdem auf dem Markt geblieben – es ist passiert, als wir grade angekommen sind – und wurden von einem netten Togoer zur Apotheke geführt, in der ich Brandsalbe zur ersten Versorgung bekommen habe. Immerhin einen Erfolg gab es - dass sowohl Alina als auch ich unsere Wichtelgeschenke bekommen haben.

Wieder gesund – zumindest die Augen – war das Programm am Wochenende erst stressig und dann völlig ungeplant.
Am Freitag bin ich erst kurz zur Arbeit und habe meinen Urlaub beantragt – es gibt Reisepläne – und dann ins lycée zum Deutsch Club. Schnell nach Hause und umziehen, in Patricias Schule gab es eine Weihnachtsfeier und Valentina hat den Weihnachtsmann gespielt, so etwas kann man nicht verpassen. Außerdem wollte ich unbedingt mal sehen, wo Patricia arbeitet. Sie ist nämlich in einer Privatschule und ich war gespannt, ob man einen Unterschied bemerken würde. Um das genau zu sehen, müsste ich wahrscheinlich nochmal mit, aber schon am Freitag ist aufgefallen, wie gut selbst die Kleinen in Französisch sind, weil sie es oft Zuhause sprechen, während der Großteil der Kinder sonst mit ewe oder mina aufwächst und französisch erst in der Schule lernt. Trotzdem sind Kinderaugen, die strahlen, wenn sie den Weihnachtsmann sehen, immer schön.
Von dort ging es direkt weiter – unterwegs habe ich noch schnell beignes (ganz leckeres Essen, irgendwas mit Bohnen und Teig und frittiert) geholt und bin weiter zum Tanzkurs. Getanzt und geschwitzt und schon ging es wieder nach Hause. Unterwegs habe ich mich mit koliko (Yamswurzeln frittiert, so ähnlich wie Pommes) eingedeckt. Duschen und facetimen mit meiner Familie, die bei meiner Oma zu Besuch war. Nicht, dass der Tag eh schon voll war, aber dann ging es direkt weiter. Am Freitagabend war nämlich der Abschied von den Französinnen, die auch beim Tanzkurs sind. Gut, es dauerte ein bisschen, bis wir es gefunden hatten, wir wurden aber total lieb aufgenommen. Trotzdem bin ich schon um 1.00Uhr zurück, weil der Tag selber echt anstrengend war und ich am nächsten Tag um 8.00Uhr auf der Arbeit sein sollte.
Da war ich zusammen mit Patricia, die sich mal mein Projekt angucken wollte. Am Vormittag sind wir mit drei der Jungs Mango pflücken gewesen. Auf dem Gelände gibt es nämlich mindestens fünf Mangobäume und grade in der Mangozeit muss man das ja mal ausnutzen. Es gab einen ganzen Sack voll mit Mangos und zwei Früchte vom Affenbrotbaum für die WG.
Auf der Arbeit habe ich mich noch umgezogen. Eigentlich wollten wir uns nämlich an der Ecke mit den vielen Taxen mit den Mädels treffen, weil es noch ein volles Abendprogramm gab. Die Mangos aber wollten nach Hause gebracht werden und deswegen haben uns uns doch dort getroffen.
Einer der Jungs hat nämlich ein neues Restaurant aufgemacht und am Samstag war die Eröffnung die wir natürlich nicht verpassen wollten. Er war auch total froh uns zu sehen und wir haben die Pizza genossen. Der Abend war aber noch immer nicht vorbei, weiter ging es zur anderen WG. Tabea, eine Mitfreiwillige, ist nämlich am Sonntagmorgen nach Hause geflogen. Sie hatte chronische Magenprobleme und jetzt wird versucht in Deutschland eine Lösung zu finden, so dass sie dann so bald wie möglich wiederkommen kann. Es war nochmal schön zusammen zu sitzen und zu reden. Am Ende saßen noch Valentina und ich zusammen mit Sjard auf der Dachterrasse. Erst gegen 2.00Uhr haben wir uns langsam auf den Weg gemacht und weil es nur 10min waren, beschlossen wir zu laufen.
Das hat sich als großer Fehler herausgestellt, denn wir sind in unserer Straße von zwei Männern überfallen worden. Glücklicherweise ist uns nichts passiert und wir sind unverletzt, es sind nur unsere Taschen weggekommen. Nichts, was man nicht ersetzen könnte. Das Ganze war für uns beide, aber auch für alle anderen ein großer Schock.
Es hat aber auch gezeigt, was für tolle Menschen hier mit uns sind. In der Nacht – auch unsere Schlüssel waren in den Taschen – haben wir Patricia, Alina, Cindy und Stella aus den Betten geklingelt, die sich dann rührend um uns gekümmert haben. Auch M Sani kam noch in der Nacht vorbei, um zu gucken, wie es uns geht.
Am nächsten Tag war es vor allem Christian, der ganz viel Zeit mit uns verbracht hat. Erst war er mit bei den beiden Polizeirevieren, bei denen wir waren und dann noch am Abend bei uns. Schon am nächsten Tag zum Frühstück kam er wieder und blieb den ganzen Tag. Er war dabei, als wir Handys und Simkarten kaufen waren, hat mich zur Arbeit gefahren - um denen sagen zu können, dass ich zwar um 17.00Uhr kommen werde, aber nicht übernachten will – und hat mich dort auch am Abend wieder abgeholt. Auch sonst hatten wir viel besorgten Besuch, der Valentina und mich gut ablenken konnte. Im Projekt war natürlich auch schnell klar, dass etwas passiert ist – Ma Mara, wo ist dein Handy? Ma Mara, warum bist du heute so traurig – und ich habe ihnen erklärt, was passiert war und das ich deswegen auch nicht über Nacht bleiben werden. Und kaum wussten sie es, hatte ich 19 besorgte und entsetzte Jungs um mich herum, die nicht wollten, dass ich nachts nach Hause fahre, bei ihnen ist es doch so viel sicherer und sie sind stark.
Trotz all dem Schrecklichen, sind so viele Leute für uns da und hören uns zu, trocknen Tränen und lenken ab. Ohne all diese Leute und vor allem ohne Valentina, wäre alles so viel schrecklicher. Sie hat auch alles geregelt, als wir bei der Polizei waren, dort war sie diejenige, die die Geduld hatte jede Frage fünfmal zu beantworten, und das auf französisch.

Das Leben geht aber natürlich trotz des Stresses weiter. Unter anderem haben wir gewichtelt und ich war der bei der Weihnachtsfeier des Deutsch Clubs im lycée und beides war so schön!
Erst am Dienstagabend das Wichteln auf unserer Dachterrasse, wofür wir unseren Adventskranz unter aller Vorsicht nach oben getragen haben und eine Asia-Reispfanne gekocht wurde.
Wir haben alle super schöne Geschenke bekommen. Ich habe an Lea eine kleine Box aus Holz verschenkt, in die kleine Dinge sollen, die dann mit nach Deutschland kommen und sie dort an dieses Jahr erinnern werden. Und ich habe von Lea eine kleine Tasche aus pagne und ein Armband, das immer auf mich aufpassen soll, zusammen mit einem Brief bekommen. Ja, wir haben uns gegenseitig gezogen. Stella und Alina hatten genau das gleiche. Was bei nur 8 Leuten natürlich wahrscheinlicher ist als sonst, aber gleich zweimal ist schon witzig. Auch sonst war es eine echt tolle Atmosphäre.

Am Mittwoch ging es am Nachmittag ins lycée, mit mir kamen Sjard, Patricia, Lea, Valentina und Lena. Und es hat sich echt gelohnt. Es fing klassisch mit Weihnachtsliedern und der Geschichte von Jesus Geburt los, wurde dann aber schnell zu einer Show mit Rap, verschiedenen Tanzgruppe und einer richtig, richtig guten Break Dance Vorführung. Zwischendurch war ich ein wenig verwundert, weil die Jungs vorher meinten, dass wir auf der Weihnachtsfeier auf jeden Fall tanzen werden und ich mich gefragt habe, wann das denn bitte wo stattfinden soll. Und dann kam das offizielle Ende, was noch lange nicht bedeutete, dass alle nach Hause gegangen sind. Nein, die Bühne wurde gestürmt und wie ich es den Jungs versprochen hatte, war ich auch mit dabei. Zumindest kurz, weil Patricia und ich dann weiter zum Tanzkurs gegangen sind.

Und da sind sie, die Mangos! Und die zwei Früchte vom Affenbrotbaum, erkannt?

Meine Jungs und ich. Hinten sind Jules und Wilfried, links neben mir Dieu-Donné, rechts neben mir Sam und Maurice und vor mir Koffa

Von Jules gemacht und von Romeo bearbeitet. Hinten sind Wilfried und Sam, links von mir immer noch Dieu-Donné, schräg hinter mir stehen Romeo und Maurice und vorne kniet Timoté

Wichtel-Dachterrasse

Und da ist unser Adventskranz/Weihnachtsbaum mit Geschenken

Entdeckt ihr die Valentina? Sie versteckt sich im Weihnachtskostüm

Unser Adventsfrühstück, später kam auch noch Obst hinzu

Igance großer Auftritt als Wirt

Seht ihr unsere strahlenden Augen? Wir sind glücklich!

Tadaa last but not least, unser neuer Stolz das Regal!

Magic-Moment der Woche: Alinas und meine Zimmerlampe, ein Thema für sich. Letztens erst hatte sie Urlaub, ohne es vorher anzumelden und kam nach zwei Wochen wieder. Heißt, sie hat zwei Wochen nicht funktioniert. Und jetzt schon wieder, aber der Magic-Moment – kaum drückt man mal aus Gewohnheit wieder auf den Lichtschalter, funktioniert die Lampe wieder. Wir versuchen jetzt durchzusetzen, dass der Urlaub angemeldet wird.

Regal-Moment der Woche: Ewig schon wollten wir ein Regal für die Küche, damit die Sachen nicht mehr alle auf dem Boden oder unserem improvisierten Regal aus Bierkästen und Kartons stehen und dann war es endlich so weit. Wir hatten es zu der Schreinerei um die Ecke geschafft und einen Tag später wurde das Regal geliefert. Unser Glück können wir noch nicht fassen – ok, vielleicht ein bisschen übertrieben, aber es sieht deutlich wohnlicher aus.

Advents-Moment der Woche: Es ist der dritte Advent, ich bin schon seit fünf Uhr wach, weil meine Augen mich nerven und gucke Wilde Kerle 4 und 5, irgendwann sind auch die anderen wach und es gibt ein Adventsfrühstück. Wer hatte am zweiten Advent die Kerze angezündet? Richtig, niemand. Dafür durften wir dann zwei auf einmal anzünden.

Anti-Weihnachts-Moment der Woche: Es ist über 30°C, der Schweiß läuft uns wie so oft den Rücken runter und es läuft Jingle Bells, während die Weihnachtsdeko die Bühne schmückt und die Geschenke auf die Kinder und diese Kinder auf den Weihnachtsmann warten. Das passt alles nicht zusammen.

Facetime-Moment der Woche: Da sitzt meine Familie um den Tisch rum und isst Pizza. Ich sitze vor meinem Handy und esse auch, nur keine Pizza. Wir reden und lachen, so als wäre ich nicht im viel zu warmen Lome, sondern mit bei ihnen und würde mich in meinen dicken Pulli einkuscheln.

WG-Moment der Woche: Wir sitzen auf der Dachterrasse mit vollgegessenen Bäuchen und Geschenken um den Adventskranz. Wir nutzen die Gelegenheit und sprechen über die Dinge, die uns auffallen – wohin verschieben wir den Esstisch, damit das vorderste Zimmer nicht immer gestört wird und können wir bitte immer die Türen zum Balkon abschließen? Es ist nicht unangenehm, alle Meinungen werden gehört und mit einbezogen. Was bin ich dankbar für unser Diskussionsklima! Und dann kommen Lacher auf, als wir unsere Vorstellungsnachrichten in der Togo-Gruppe lesen.


Liebste Grüße einer-im-Moment-frustrierten-und-viel-zu-verarbeiten-habenden-aber-sich-bestimmt-nicht-unterkriegen-lassenden,

Mara <3

PS.: Wir fahren jetzt erstmal im Urlaub, was bedeutet, dass ich mich erst im nächsten Jahr wieder melden werde. Lasst alle den Kopf nicht hängen, das mach ich auch nicht, und keine Sorge. Ich bin noch nicht ganz wieder die Alte, aber auf einem guten Weg dahin.

Ich wünsche euch schöne Feiertage, genießt die Kälte, den Schnee (?) und die Zeit mit euren Familien und rutscht gut ins neue Jahr, ohne wirklich auszurutschen!  

Mittwoch, 7. Dezember 2016

Schon drei Monate?!

Hallo meine Lieben,

Montag gab es ein Jubiläum – drei Monate Togo! Zumindest gilt das für Alina, Sjard, Stella und mich. Der größte Teil hatte schon vorher sein Jubiläum und die letzte Gruppe folgt dann am Montag. Ein Viertel ist also schon rum, drei Viertel bleiben mir noch. Es ist ein ganz komisches Gefühl, aber damit will ich euch nicht belasten – darüber reden wir in der WG schon oft genug.

Viel lieber will ich euch von der letzten Woche berichten.
Am Donnerstag waren wir WG-Mädels, abgesehen von Cindy, und ein paar der Jungs im Goethe-Institut um uns ein Theaterstück anzugucken. Schauspielerisch war es echt schön und lebhaft. Dazu kam aber noch die Sprache. Es war schon französisch, aber mit so einem Akzent und so schnell, dass ich kaum etwas verstanden habe. Nicht nur mir ging es so – eine richtige Erleichterung! - und wir haben uns am Ende von den Jungs die Teile erklären lassen, die wir nicht verstanden hatten. Es ging nämlich direkt danach weiter in die kleine Bar, in der Alina und ich schon vor Ewigkeiten mal mit Chris und Anicet waren.

Am Freitagabend – vom Tanzkurs nach Hause gehetzt, fertig gemacht und umgezogen – ging es mit zwei Freunden zum foire internationale, einer Messe mit Gästen aus anderen afrikanischen Ländern und mit Essen, was wir auch direkt ausgenutzt haben.
Das ist die dritte foire, auf der ich jetzt hier war und noch immer kann ich nicht so ganz die Faszination dafür nachvollziehen. Im Grunde genommen ist es nur eine Messe, bei der Sachen ausgestellt und vor allem gekauft werden sollen. Ich habe da mit Marie, einer anderen Freiwilligen, drüber geredet und wir kamen zu dem Schluss, dass es vor allem um Konsum geht. So viel wie möglich, Hauptsache bunt und überfüllt. Braucht man das alles? Nein, aber das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Etwas, was wir schon lange nicht mehr gesehen haben, das letzte Mal in Deutschland. Und wir haben festgestellt, dass wir diesen Konsum nicht vermisst haben!
Wir hatten trotzdem unseren Spaß und haben noch drei Freunde von uns dort getroffen.

Wie immer samstags gab es um 14.30Uhr den Deutschkurs für die Kinder. Wir haben angefangen Weihnachtslieder zu singen, die am 24. bei einer Feier bei Midjo präsentiert werden sollen.
Vor dort aus ging es direkt weiter zur Arbeit, ich hatte die Nachtschicht von Samstag auf Sonntag. Und weil ich so viel Spaß hatte an dem Abend, habe ich beschlossen, euch genauer davon zu berichten. So sieht nicht jeder Abend aus, auch nicht jeder Samstag, denn es gab schon die ein oder andere Ausnahme, aber etwas Besonderes hat ja auch etwas Schönes an sich. Irgendwann wird auch mal ein ganz „normaler“ Arbeitstag/nacht beschrieben.
Wie sie oft habe ich um 17.00Uhr angefangen und weil es ja Samstag war, waren auch alle Jungs im Projekt. Sie haben Basketball gespielt, sind irgendwo rumgetobt oder haben einfach geschlafen. Die 10jährige Tochter meiner Kollegin war auch da und hat sogar bei uns übernachtet. Sie hat grade unsere kleinen Jungs ziemlich auf Trab gehalten und ist mit ihnen um die Wette gerannt. Ab 18.00Uhr haben die Jungs sich geduscht und wir haben uns danach zum Lernen getroffen. Einen Abend am Wochenende gibt es den soirée culturelle und am anderen wird gelernt und da es schon am Freitag einen soirée gab, wurde also am Samstag gelernt. Und trotzdem war die Atmosphäre echt entspannt. Auch, weil die vier großen Jungs den Jüngeren geholfen haben und es ja schon was anderes ist, ob einem etwas von einem Lehrer oder einem Schüler erklärt bekommt. Sogar als dann das Essen fertig war, ist ungefähr die Hälfte da geblieben und hat weitergemacht. Ich war auch noch ein bisschen da, dann bin ich zu den anderen zum Essen gegangen, während meine Kollegin noch bei den Fleißigen geblieben ist.
Zum pâtes wurde eine neue Sauce ausprobiert, die drei der Jungs aus dem Lycée am Nachmittag gekocht hatten. Und die war auch echt gut! Am Ende gab es noch eine kleine Bewertungsrunde – durchschnittlich 8/10 Punkte und schon ging es weiter. Der Fernseher lief und es wurde zwischen Musiksendern, Wrestling, Nachrichten und letztendlich einem Spielfilm hin und hergewechselt. Dazu gab es Mango für jeden und bissap, ein süßer Saft aus Hibiskusblüten, den die Jungs mittags selber gemacht haben. Stolz wie sonst was haben sie mir den Saft gezeigt und natürlich wurde meine Trinkflasche damit aufgefüllt. Und der Saft war super lecker!
Ein Teil der Jungs war schon ins Bett gegangen, aber meine vier Jungs (Die Kleinen schlafen in einem anderen Gebäude und die Nacht habe ich bei ihnen verbracht) und ein paar andere waren noch wach. Als der nächste Spielfilm anfing und klar war, dass er bis knapp 24.00Uhr dauern wird, ist meine Kollegin ist Bett gegangen. Nach dem Film haben wir den Fernseher weggeräumt, ich habe dann erst noch geguckt, dass die Großen ins Bett kommen und dann bin ich mit den Kleinen rüber zu uns. Auch die schnell ins Bett gebracht und fertig waren wir. Viel zu spät, aber immerhin schlafen wir am Sonntag bis 6.00Uhr.
Aufstehen, beten und schon machen sich alle an ihre Aufgaben. Fegen und putzen. Währenddessen habe ich meiner Kollegin geholfen ihrer Tochter neue Zöpfe zu machen – man lernt ja immer was dazu.
Insgesamt war es eine echt tolle Atmosphäre und ich habe fast nur gelächelt oder gelacht. Zu sehen, wie die Großen den Kleinen helfen, war total schön. Einer der kleinen Jungs kann noch immer nicht lesen, wir üben aber viel. Am Samstag hat sich dann einer der Jungs mit einer Engelsgeduld – nachdem er selber mit seinen Hausaufgaben fertig war – zu dem Kleinen gestellt und geholfen.

Sonntag, nachdem ich von der Arbeit zurück gekommen war, ging direkt weiter mit dem Programm. Frühstücken und auf Alina warten, die mit einem ihrer Kollegen in der Kirche war, und dann an den Strand. Warum sollte man den 2. Advent auch nicht im Meer verbringen? Es war auch wie immer total toll zu schwimmen und wir haben beschlossen öfter zum Strand zu fahren. Immerhin sind wir gar nicht so weit weg und ein bisschen Auszeit tut einem ja immer gut. Eigentlich wollten wir danach direkt weiter zum Ewe-Kurs, der ist dann aber ausgefallen, weil unsere Lehrerin keine Zeit hatte. Und was macht man dann? Richtig, länger bleiben und essen gehen. Am Strand waren wir nur zu viert, haben dann aber noch ein paar anderen Bescheid gesagt und waren dann zu siebt im Restaurant. Wir alle waren aber total fertig und es wurde ein kurzer Abend.

Da sind sie, meine fleißigen Jungs

Kaum ist Romeo mit seinen Hausaufgaben fertig, hilft er Sam beim Lesen lernen

Bissap, im Original eigentlich noch ein bisschen heller, aber vor allem super lecker

Was bringt immer alle zusammen? Richtig, der Fernseher!

Lena hatte, als sie uns besucht hat, ihre Polaroid Kamera dabei, was direkt ausgenutzt wurde. Immer ein Zimmer wurde mit mir fotografiert. Eigentlich sind es sechs Zimmer, es fehlen also zwei Bilder.

Und diese Bilder hängen jetzt so wie hier an der Tür oder an der Wand in dem jeweiligen Zimmer.

Künstlerisch in Pose gesetzte Schleichwerbung

Willkommen am Robinson-Strand!

Und natürlich dürfen keine Klischeebilder vom Strand fehlen!


Abschalt-Moment der Woche: Im Meer treiben lassen, die Wellen nehmen mich mit. Nicht einmal mit den Armen muss ich rudern, weil das Wasser so salzig ist und mich trägt. Meine Ohren sind unter Wasser, ich höre alles nur noch gedämpft. Die Sonne scheint auf mein Gesicht, kurz mache ich mir Sorgen, ob meine Sonnencreme wohl reicht, aber der Gedanke hält nicht lange. Plötzlich bin ich einfach ganz weit weg.

Nächtlicher-Moment der Woche: Eins, zwei, drei und vier. Ja, alle meine Kleinen sind bei mir, also ab ins andere Gebäude. Sie huschen rein, ich schließe die Tür ab und bringe dann noch alle ins Bett. Wir singen noch schnell, schon schlafen alle vier tief unf fest. Da sind wir also, die Kleinen sind am längsten wach. Und am nächsten Tag auch als erstes wieder auf den Beinen.

Sternen-Moment der Woche: Es ist Freitag und eigentlich noch früh am Abend, aber ich bin unglaublich müde, die letzten beiden Nächte waren kurz. Wir sitzen draußen, ich höre ewe, französisch und deutsch, um mich herum sitzen Freunde und sie lachen. Ich gucke in den Himmel und dort strahlen mir die Sterne entgegen.

Lern-Moment der Woche: Da steht Franck, der den Kleinen in Geschichte hilft, Elodge rennt von einem zum nächsten und kann jede mathematische Frage beantworten, Romeo steht neben Sam an der Tafel und übt lesen. Ich blicke mich um und verspüre einen gewissen Stolz.

Bastel-Moment der Woche: Es ist Mittagspause, zumindest für die anderen, und wir haben grade Nudeln aus der cafeteria um die Ecke genossen. Warum ist die Sauce dort so viel besser als unsere? Egal, Lea braucht Mandalas für ihre Arbeit. Und so sitzen wir zu fünft im Kreis, jede den Lolli im Mund, der morgens im Schuh lag – Nikolaus sei Dank, lachen über einige Bilder und bestaunen Patricias Malkünste. Mit Valentinas Zirkel und dem chemisch, süßen Lolligeschmack im Mund fühle ich mich in meine Kindheit zurück versetzt.

Weihnachts-Moment der Woche: Die Sonne steht hoch am Himmel und wir sitzen im Schatten. Eigentlich ist die lange Hose zu warm, aber was soll man machen. Und dann sind da 15 Kinder vor einem, die erst Oh Tannenbaum und dann Leise Rieselt der Schnee lernen und lauthals mitsingen. Irgendwie wird mir dann doch warm ums Herz, so ein Deutsch Kurs hat schon echt was Schönes.

Zitat der Woche: Nicht das Bestehende muss verändert werden, sondern das Verkehrte.- Joachim Fest

Liebste Grüße einer-verdammt-glücklichen,

Mara

Dienstag, 29. November 2016

Von Weihnachtsstimmung und Krank sein - und dem Tanzauftritt!

Hallo meine Lieben,

grade habe ich meinen ersten Quartalsbericht beendet und ich bin noch immer im Schreibfluss. Und es ist jetzt auch schon wieder knapp eine Woche her, seit ich mich gemeldet habe, also kann ich das jetzt ja mal alles verbinden.
Und kaum ist der erste Quartalsbericht fällig, wird uns bewusst, wie viel Zeit doch schon vergangen ist. Da haben wir tatsächlich am Sonntag schon den ersten Advent 'gefeiert'. Gut, das ist vielleicht das falsche Wort. Freunde waren zu Besuch und es gab Spekulatius. Die bei über 30 Grad und Sonnenschein anders schmecken. Weihnachtsstimmung ist ein Fremdwort, aber wo soll die auch herkommen? Von den kühleren Temperaturen (die angeblich schon da sind, aber wir merken davon noch nichts und schwitzen wie eh und je)? Von der Sonne, die uns den ganzen Tag auf den Kopf scheint? Eher nicht.
Dafür haben wir – wenn auch erst seit Montag – auch einen Adventskranz. Und was macht man, wenn es keine Tannenzweige gibt? Richtig, man denkt sich Ausweichmöglichkeiten aus. Stella und Lena haben von den Palmen auf der Straßenseite gegenüber was abgeschnitten – mit der Hilfe unserer Nachbarn, Muscheln und Stöcke gesucht und Kerzen gekauft. Den ganzen Nachmittag über haben die beiden gebastelt und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen, er ist wunderschön! Und verbindet genau das, was unser Weihnachten hier bedeutet. Einerseits die Traditionen, die wir kennen und auch nicht vergessen wollen, und andererseits diese Hitze und die Sonne. Und tadaa, da haben wir unseren Palmen-Muscheln-Adventskranz. Am Montag wurde dann direkt die erste Kerze angezündet und gewichelt bzw. dafür gelost. Wir haben nämlich beschlossen zusammen zu wichteln. Weil wir aber am 24. nicht alle da sein werden, es gibt Reisepläne und die Fleißigen, die auch am 24. arbeiten, werden wir schon am 4. Advent unsere Geschenke verteilen.
Wir spielen eine Variante von Wichteln, die ich so noch nicht kannte. Bis zum 4. Advent kann man zu allen, nicht nur seinem Wichtel, nett sein und vielleicht eine Kleinigkeit mitbringen, die nicht wirklich was kostet. Es kann auch so was wie ein kleiner Brief oder so sein. Bevor man dann sein Geschenk bekommt, soll man raten, wer wohl sein Wichtel ist. Man darf also gespannt sein!
Auch wenn zumindest für mich nicht direkt Weihnachtsstimmung aufkam - dafür ist es einfach viiiel zu warm – war es unglaublich schön das alles zu machen und ich freue mich echt darauf!

Am Donnerstag musste erst einmal die Hälfte der WG mit Medikamenten versorgt werden. Alina war schon ab Dienstag mit einer Bindehautentzündung beschäftigt und ab Donnerstagmorgen kamen Valentina, Lea und Stella hinzu. Auch Cindy war krank. Den Abend vorher haben wir noch Witze darüber gemacht, dass es lustig wäre, wenn alle eine Bindehautentzündung hätten und wir dann, wie zu den Zeiten, in denen wir noch nicht gearbeitet haben, alle zusammen auch in der Woche frühstücken. Tja, so schnell kann es gehen. Gut, Patricia war arbeiten und auch ich bin abends los, aber irgendjemand muss ja die Stellung halten.
Vorher aber haben Alina, der es schon deutlich besser ging, Lena und ich die Apotheke leer gekauft und damit die anderen abgefüllt. Gut, es waren vor allem Augentropfen. Die Mädels haben sich auf jeden Fall gefreut und wurden von Lena, Patricia und mir umsorgt. Patricia hatte abends nach der Arbeit Pizza besorgt. Ich war ja nicht da, bekam aber trotzdem eine, die ich dann Freitag essen konnte.

Dann kam natürlich der Freitag und damit mein Tanzauftritt. Vorher aber noch der Deutsch Club im Lycée. Diesmal kam Lena mit, um sich das ganze Mal anzugucken. Wie immer wurde lautstark gesungen in einem viel zu vollem Klassenzimmer. Trotzdem aber war es schön. Eigentlich mache ich dort normalerweise – diesmal mit Lena – eher nichts. Die Jungs aber freuen sich, wenn ich in die Schule komme und jedes Mal lerne ich neue Freunde von ihnen kennen und auch beim Club selber ist die Stimmung einfach super schön. Nächste Woche bin ich wieder dabei!
Gegen 17.30Uhr bin ich zu Midjo gefahren, die Vorbereitungen für 19.00Uhr waren schon im vollen Gange. Es gab nämlich nicht nur Tanzauftritte, sondern auch Musik, ein kleinen Sketch und eine inhaltliche Diskussion zum Thema Behinderung. Im Moment sind nämlich fünf junge Frauen aus Frankreich da, um über dieses Thema zu sprechen und zu sensibilisieren.
Und irgendwann zwischendurch habe ich zweimal getanzt. Was echt gut war. Es war nicht unsere beste Leistung, aber auf jeden Fall gut und es war viel los. Mich hat auch unglaublich gefreut, dass Freunde von mir da waren und zugeguckt haben. Ihnen zu zeigen, wo Alina – die nicht mitgetanzt hat – und ich dreimal die Woche hinfahren, hat mich viel bedeutet.
Nach erfolgreichen Tänzen ging es noch mit Leuten von Midjo und den Mädels in eine Bar in der Nähe, wo eine Reggae-Band live zu sehen war. Genau die Band, die wir an unserem aller ersten Dienstag gesehen hatten. Was ein Zufall! Es war total schön, denn die Bar war auf einer Dachterrasse. Nicht alle Mädels waren dabei – die Bindehautentzündung hatte noch einige im Griff – und denen wollen wir ganz bald mal die Bar zeigen.

Sonst geht der Alltag weiter. Wir kochen – Tomatenmark ist noch immer unser Hauptnahrungsmittel Nummer eins -, putzen und arbeiten. Jeder weiß, wer wann geht und wann wiederkommt. Mittags treffen sich fast alle im Flur wieder – draußen ergießt sich der Balkon im Sonnenlicht und kann nicht länger als fünf Minuten betreten werden – und essen gemeinsam.
Regelmäßig kommen Freunde vorbei, meist unangekündigt, aber auch daran gewöhnt man sich. Und sie sind nie böse, wenn mal nicht alle Zeit haben oder noch Sachen erledigt werden müssen. Es macht aber auch immer wieder Spaß und oft genug enden wir in der Bar, die nur zwei Minuten zu Fuß entfernt ist. Man kann dort gemütlich sitzen, aber auch die kleine Tanzfläche erobern. Alles unter freiem Himmel, versteht sich.

Der Deuscht Club - und ja, sie stehen auch auf den Tischen, weil so wenig Platz ist.


Unser cooler Adventskranz! 
Die Bühne auf der Dachterrasse.


Beim Tanzen in den coolen Outfits

Nervös-sein-Moment der Woche: Es geht los. Die Trommler gehen auf die Tanzfläche, stellen sich an ihre Instrumente. Es geht los. Alles ist dunkel, nur die Bühne ist erleuchtet. Wir stehen im Rücken der Zuschauer in einer Reihe. Es geht los. Da ist unser Signal und tanzen auf die Tanzfläche zu. Alle Augen sind auf uns gerichtet – Bühne frei!

Dachterrassen-Moment der Woche: Diesmal sind wir nicht Zuhause. Aber da ist Live-Musik und die Tanzfläche zum Glück so leer, dass wir genügend Platz haben, aber auch nicht zu leer. Über uns der mit Sternen versehene Nachthimmel. Die letzten Adrenalintropfen fliegen noch durch meine Blutbahnen und ich tanze. Bin glücklich.

WG-Moment der Woche: Improvisierter Tisch aus Kiste und Deckel des Bottichs im Flur, pagne drüber, dann sieht es auch schön aus, Adventskranz drauf stellen und mit einer Lichterkette wird alles abgerundet. Wir sitzen drumherum, das Licht ist aus und Lena zündet die erste Kerze an. Advent, Advent ein Lichtlein brennt. Es ist schön, irgendwie doch ein bisschen weihnachtlich. Danach werden Lose gezogen, drei Mal wieder von Neuem, weil immer jemand sich selber gezogen hat, irgendwann schaffen wir es aber. Jetzt kann es losgehen!


Liebste Grüße einer-sich-über-die-Zeit-wundernden,


Mara <3

Montag, 21. November 2016

Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.

Hallo meine Lieben,

heute spricht die rosa-rote Brille bzw. schreibt. Vom glücklich sein. Und ich bin verdammt glücklich hier zu sein. Meist sind es die kleinen Momente, die mir immer wieder zeigen, wie sehr ich das Leben hier schätzen sollte – und auch tue.

Da fahre ich Moto, weg von einem Treffen mit zwei Freunden und hin zum Tanzkurs. Hätte ich den Preis ausgehandelt, wäre er viel zu hoch gewesen – das passiert, wenn man die Strecke nicht kennt. Mir weht der Wind entgegen und auch die kurze Zeit, die ich fahre, kann ich genießen. Beim Tanzkurs werde ich strahlend begrüßt. Bis es losgeht, trommle ich mit den anderen. Ich bin Teil einer Gruppe, die ich vor drei Wochen erst kennengelernt habe.

Oder ich gehe auf den Markt, Valentina ist bei mir. Wir kaufen Gemüse für die WG. Hier Tomaten, dort Karotten und Paprika. Der Preis ist zu hoch? Wir handeln. Schnell noch den Stand mit den Zucchini suchen. Warum ist es eigentlich so voll hier? Und warum kennen wir uns immer noch nicht aus? Aber da vorne ist der Stand und ja, sie haben noch Zucchini! Kaum sind wir fertig, sehen wir uns grinsend an. Natürlich gucken wir auch nach pagne, das ist nicht mal eine Frage. Und dann finden wir so schönen Stoff!

Von der Arbeit geht es morgens wieder nach Hause und weil ich so früh komme, hole ich das Brot. Ich lasse mich vom Moto absetzen, bezahle den Fahrer und werde schon strahlend von der Verkäuferin begrüßt. Ich suche mir Brot aus, bezahle und laufe die letzte Minute nach Hause. Auf dem Weg kommen mir die Kinder entgegen und geben mir High Five – das hat Lea ihnen vor Ewigkeiten einmal beigebracht. Ich rede kurz mit der Frau von gegenüber, grüße unsere Nachbarn und schon bin ich im Haus.

Und genau solche Momente hatte ich oft in letzter Zeit, würde ich aber alles aufschreiben, wäre ich so bald nicht fertig. Ich warte noch so ein bisschen darauf, dass mir die rose-rote Brille abgesetzt wird, aber solange das noch nicht passiert, genieße ich hier alles.
Ja, ich vertraue dem Zauber des Anfangs und hoffe doch sehr, dass er möglichst bis zum Ende anhält.
Und wie die Zeit doch fliegt! Wir haben schon Ende November, seit zweieinhalb Monaten sind wir hier, nicht einmal zehn bleiben übrig. Immer wieder müssen wir, bei der Frage, wie lange wir noch bleiben, eine kleinere Zahl sagen. Was ein komisches Gefühl! Wir wollen noch sie viel machen, so viel sehen. Wann machen wir das eigentlich alles?
In einer Sache sind wir aber gut dabei – und das ist Stoffe kaufen. Ich habe ein neues Kleid und einen neuen Rock abgeholt. Da hatte ich natürlich keinen Stoff mehr, aber keine Angst, der war schnell wieder da. Morgens beim Schneider die letzten Sachen abgeholt und nachmittags mit Valentina über den Markt. Am Ende hatte ich einen neuen pagne gekauft und weil das natürlich noch nicht genug war, sind Cindy, Alina, Patricia, Katharina und ich am Samstag zum Grand Marché gefahren. Und der Taxi-Preis muss ja auch ausgenutzt werden, also mussten wir viel kaufen. Da ist der Grand Marché auch eine gute Möglichkeit – man sieht pagne, den man sonst noch nie gesehen hat. Dementsprechend viel wurde gehandelt und gekauft. Und ja, vielleicht waren wir auch im Kaufrausch. Aber nicht immer egoistisch, es ging auch darum pagne für die anderen zu kaufen.

Alina und ich waren jetzt dreimal samstags bei Midjo, um den Deutschkurs zu geben. Jedes Mal macht es mehr Spaß. Im Moment lernen wir das Flieger-Lied, da werden ja immerhin zwei Tiere drinnen erwähnt und das ich grade unser Thema. Wort für Wort lernen wir grade das Lied und die Kinder singen fleißig mit. Es ist jedes Mal schön zu sehen, wie stolz sie darauf sind, wenn sie etwas Neues dazu lernen. Natürlich inklusive der Bewegungen zum Lied. Letzten Samstag sind wir nach ca. einer Stunde zum nächsten Fußballplatz gegangen. Dort war ich bei den Kleinen, da kann ich immerhin mithalten. Wir sind einfach nur dem Ball hinterher gerannt und die kleine vier Jahre alte Pauline und ich haben das Hand in Hand zusammen gemacht.
Auch der Tanzkurs läuft super – am Freitag werde ich meinen ersten Auftritt haben. Den letzten Freitag gab es auch einen Auftritt, aber da musste ich arbeiten. Und so werde ich mit ganzen vier Tanzstunden mit auf der Bühne stehen. Der Auftritt hat sich sowohl bei den Mädels in meiner WG – was ja irgendwie logisch ist – als auch bei den Jungs, rumgesprochen. die jetzt alle überlegen zu kommen. Ihr werdet – vielleicht – mit Bildern versorgt aber vor allem mit Text.

Auf der Arbeit hatten wir an einem Mittag Besuch von einer Gruppe religiöser Frauen, die uns Lebensmittel gespendet haben. Standesgemäß gab es eine Übergabe in der Anwesenheit von der Presse, ganz viele Kollegen waren da und die Jungs haben gesungen. Was mich am meisten erstaunt hat, war der 50kg Sack Mehl. Davon gab es zwei. Und einer der Jungs schultert einen der Säcke und trägt ihn mal eben so von einem Ort zum anderen. Ist er eigentlich verrückt? Wahrscheinlich schon, aber vor allem stark.

Heute gibt es gaaanz viele Bilder!

Alina und ich beim Unterrichten - wir lernen Tiere.
Mit Songtext, damit auch jeder ablesen kann, was er grade singt.


Komm Pauline, wir rennen dem Ball hinterher! Gut, manchmal bin ich gerannt und sie hat es sich auf meinem Rücken bequem gemacht. 

Etwas dunkel, aber immerhin ein bisschen könnt ihr die Trommelgruppe erkennen, die uns beim Tanzen begleitet.

Wir bekommen eine Spende!

La blanche macht pâtes - und es schmeckt sogar

Mein neues Kleid - und es werden noch so viele folgen!

Das ist der Rock, den ich auch super toll finde!

Das ist auf dem Grand Marché

So hängt - zumindest zum Teil - der Stoff an den Ständen
Und der Stoff wurde wieder mit nach Hause gebracht - immerhin zu fünft.
Abends gab es dann baignes - irgendwas mit Bohnen und irgendwie frittiert - und koliko, beides am Straßenrand gekauft. Zuhause noch schnell ein bisschen Gemüse in die Pfanne geschmissen und fertig war das Abendessen!


Und das war es auch schon von mir – heute dann doch mal etwas kürzer. Aber wahrscheinlich sollte man sich eher nicht daran gewöhnen, der nächste lange Post kommt bestimmt.

Liebste Grüße einer-nicht-nur-angekommen-seienden-sondern-hier-lebenden,


Mara <3

Donnerstag, 10. November 2016

Plötzlich ruft der Alltag - und die Behörden, immer dieser Papierkram

Hallo meine Lieben,

puuh wieder ist eine Woche rum und ich kann sooo viel erzählen.
Was ist so seit dem letzten Eintrag passiert? So einiges und es tut mir jetzt schon leid, dass ich so viel schreibe. Ich sollte mir einfach angewöhnen mich öfter zu melden, dann werden die Einträge auch kürzer. Ok, eh nicht! :)
Richtig spannend war der Freitag. Gut, er begann viel zu früh – um 4.45Uhr, aber irgendjemand muss ja die Jungs wecken. Kaum hatte ich das erledigt, kam auch schon einer der Großen zu mir und hat gefragt, ob ich denn heute zu ihm in die Schule kommen wolle. Freitags in der Mittagspause gibt es nämlich immer den Deutsch Club und warum eigentlich nicht? Schnell noch den Namen der Schule geben lassen, damit ich auch ja da ankomme und für 12.00Uhr verabreden.
Dazwischen wollte ich aber unbedingt noch nach Hause. Patricia war auch da, sie hat ihre Ferien genossen (Ihre Schule richtet sich nicht nach den togoischen Ferien) und wir haben uns ganz viel übers Reisen unterhalten. Es gibt sooo viel zu sehen, aber gar nicht so viel Zeit. Und da ich mir keinen Stress machen möchte, sehe ich einfach nur die Hälfte und dann ist gut. Oder so.
Schnell noch die Wäsche gemacht und eine Kleinigkeit gegessen, dann ging es schon wieder weiter. Neben den Namen der Schule hätte ich mir vielleicht auch den Stadtteil nennen lassen sollen, der ist nämlich ein anderer. Glücklicherweise stand ich dann aber doch vor der richtigen Schule und zusammen mit einem der Jungs, der für mich aus dem Unterricht geholt wurde, ging es zum Deutsch Club. Der super voll war, ich hatte mit so 20 Leuten gerechnet. Nein, es waren um die 60 und die Situation etwas komisch, aber auch echt toll! Da werde ich auf jeden Fall öfter vorbei gucken!
Um 17.00Uhr ging es dann zum Tanzkurs bei Midjo-Togo. Tanzkurs bei Midjo-Togo? Dafür muss ich erklären, was Alina und ich am Mittwoch zwischen Blog schreiben und Blog hochladen gemacht haben. Seit einigen Jahren gibt es deutsche Freiwillige, auch von VIA, die bei einer Organisation, die Midjo Togo heißt, Deutschkurse geben. Bis jetzt gab es in diesem Jahr noch keine und Alina und ich hatten aber Lust was zu machen. Also haben wir uns am Mittwoch mit Etiam, dem Präsidenten der Organisation getroffen. Und schon das erste Treffen war super schön und super herzlich, er hat ganz, ganz oft betont, dass wir alle eine Familie sind. Und so sind wir auch aufgenommen worden.
Mittwochs gibt es nämlich bis 19.00Uhr einen Tanzkurs, dessen Teilnehmer danach auch noch da waren. Es wurde fufu gemacht und wir sind spontan zum Essen geblieben. Jeder hat sich mit jedem unterhalten und alle waren super offen und super freundlich. Kurz um, Alina und ich haben uns mega wohlgefühlt. Da der Tanzkurs nicht nur mittwochs, sondern auch freitags ist, wurden wir direkt eingeladen. Wir wussten aber noch nicht, ob wir Zeit haben. Der Deutschkurs ist jeden Samstagnachmittag.
Der Tanzkurs war anstrengend, aber sich zu bewegen hat mehr als Spaß gemacht! Ich werde mich auf jeden Fall nochmal ausführlicher mit Midjo-Togo und den Kursen auseinander setzen und euch etwas darüber schreiben.

Der Samstag war vor allem vom Deutschkurs bestimmt, den Alina und ich zum ersten Mal geben sollten. Und wie bereitet man sich darauf vor, wenn man keine Ahnung hat, wie viele Kinder da sein werden, wie alt sie sind und was sie schon so alles können? Richtig, man redet ganz viel, lässt sich einiges erzählen und bringt dann ein kleines Lied mit. Keine halbe Stunde nach Kursbeginn wurde lauthals Bruder Jakob gesungen, was super süß war! Danach wurden Spiele gespielt. Teilweise die, die andere Freiwillige gezeigt hatten und teilweise Neue, die Alina und ich nicht kannten. Was nichts daran geändert hat, dass wir super viel gelacht haben.
Abends wurde gekocht, wieder einmal von den Jungs. Wir hatten den traditionellen Abend von Freitag auf Samstag verschoben, da am Samstag der erste Besuch ankam. Eine Freundin von Lea wird für zwei Monate bei uns in der WG sein – sie hat Nutella und Bauernbrot mitgebracht, sie war von der ersten Sekunde an unsere Heldin ;)
Mein Abend endete aber recht früh, da ich am Sonntag meine nächste 24 Stunden Schicht hatte und dafür sollte man fit sein.
Und die Schicht war super anstrengend, aber auch schön. Von morgens 8.00Uhr bis abends um 18.30 haben wir – sieht man mal vom Mittagessen ab – durchgespielt, oder zumindest ich. Die Jungs haben sich bei ihrem Mittagsschlaf abgewechselt, irgendeiner wollte aber immer mit mir was machen. Todmüde habe ich dann noch dafür gesorgt, dass alle übrig gebliebenen Hausaufgaben gemacht werden, dass Abendessen abgewartet und dann meine Jungs aufs Zimmer geschickt. Ja, ich war super müde, aber die Jungs glücklicherweise auch, weswegen niemand gemeckert hat. Nachdem wir kurz über den Tag gesprochen hatten und ich meine Gesangstalente (haha!) zum Besten gegeben habe, sind die Jungs ziemlich schnell eingeschlafen. Ich dann auch.

Und wir haben seit Sonntag noch mehr Besuch, Judith und Bernadette sind aus Atakpamé sind gekommen, wobei aber nur Bernadette bei uns schläft. Es geht nämlich weiter mit der carte de séjour. Schon am Montag mussten wir um 7.00Uhr beim service passeport sein, schnell noch Bilder gemacht, einen Zettel ausgefüllt und schon waren wir fertig. Dafür saßen wir aber am Mittwoch von 6.30-12.00Uhr da. Effektiv was gemacht haben wir eine Stunde, nochmal einen Zettel ausgefüllt, Größe gemessen, Fingerabdrücke elektronisch und auf Papier abgegeben, nochmal ganz viele Bilder und eine Unterschrift. Die restliche Zeit haben wir gewartet – und über die Wahl in den USA gesprochen. Sagen wir so, wir waren alle sehr überrascht und hatten viel zu bereden.

Bis heute Morgen habe ich wieder gearbeitet – wieder einmal eine super entspannte Schicht. Alina und ich waren auch wieder einmal bei der Schneiderin und haben neue Sachen in Auftrag gegeben, nächste Woche sollen sie fertig sein. Ihr dürft gespannt sein – und ich auch.

Rechts das Gebäude in dem die großen Jungs schlafen und gegessen wird, dahinter ein derzeit nicht belegtes Haus und links das, in dem die kleinen Jungs schlafen - und ich, wenn ich arbeite. Und so viele Sonnenaufgänge wie bis jetzt, habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen!

Und noch mehr Zettel zum Ausfüllen - alles für die carte de séjour!
Da ist unsere private Friseurin Valentina! Und ja, links sind meine Haare noch nass, aber rechts schon von der drauf scheinenden Sonne getrocknet.

Sie sind wieder kurz! Und ich bin den ganzen Nachmittag strahlend durchs Haus gelaufen.

Macht da wer ein Foto auf dem Moto? Das Handy war auch direkt wieder in der Tasche - versprochen! Und der Helm sitzt ja.

Tanz-Moment der Woche: Es ist dunkel, die Sonne scheint schon lange woanders und wir sind in einem Hinterhof an einer befahrenen Straße und doch hört man keine Autos. Nur die Trommeln, die erfüllen die Luft mit Musik. Barfuß, die Brille abgesetzt – sonst fällt sie noch runter – und super glücklich kann ich mich wieder bewegen. Die Tanzschritte wiederholen wir oft, ich hab sie schnell eingespeichert. Dazu die Trommelgruppe, die vor unserer Tanzfläche sitzt und uns beobachtet. Sie passt sich uns an, gibt den Rhythmus vor. Ich kann gar nicht anders als grinsen.

Koch-Moment der Woche: 5 Mädels schnibbeln, eine ist für die Musik verantwortlich. Die Sonne verschwindet, wir lachen und reden. Süßkartoffeln, Mangos, Äpfel, Bananen, Papayas und Ananas verteilen sich über den Tisch und werden fleißig geschält und geschnitten.

Friseur-Moment der Woche: Je länger meine Haare sind, desto schlimmer fühle ich mich damit. Also ab. Und was ist besser als eine Hauseigene Friseurin, bei der man morgens einen Termin macht und nachmittags die Haare auf den Balkon fliegen. Kamm, Bürste und ja – die Küchenschere. Ganz viel Vertrauen und noch mehr Gelassenheit und schon sind die Haare ab und ich strahle wieder.

Arbeits-Moment der Woche: Mara soll pates machen, nicht das erste Mal. Die vier großen Jungs sind dabei, wollen ein Video machen. Und schon wird aus ein bisschen im pates rühren eine richtige Show, Interviews eingeschlossen. Machen sie sich über mich lustig? Nein. Über meine nicht vorhandene Kraft? Ja. Aber ich lache mit.

Komischster-Moment der Woche: À table! Der Ruf, bei dem alle Jungs zum Essen kommen. Wir machen Hausaufgaben, ich warte auf die letzten Jungs, die vier aus dem Lycée. Und dann laufen wir zusammen los, alle mindestens so groß wie ich und kaum jünger. Für die bin ich verantwortlich? Wir könnten befreundet sein und sie nennen mich Ma.

Liebste Grüße einer-sich-nun-auch-mit-der-Arbeit-einen-Alltag-aufbauenden,

Mara <3