Hallo meine Lieben,
ja, noch ist keine ganze Woche um, aber
wo ich doch noch so viel Zeit habe, kann ich mich ja auch mal öfter
melden. Gestern war mein erster Arbeitstag, aber davor kam ja noch
der Samstagnachmittag/abend, den ich im letzten Post erwähnt hatte.
Wir hatten ja für Samstagabend 19
andere Leute eingeladen, insgesamt waren wir also 26 Leute. Und für
die wollten wir kochen. Am einfachsten ist da eindeutig Spaghetti mit
Tomatensoße, die gab es natürlich auch – die Tomatensoße noch
mit richtigen Tomaten, Karotten und Piment (das ist seeehr, seeehr
scharf!). Weil sich aber die Jungs immer so viel Mühe geben, kam uns
das ein bisschen zu wenig vor, also sollte es noch einen Nachtisch
geben. Unsere Mittel sind begrenzt, weswegen es eine
Pfannkuchen-Torte werden sollte. Unsere Pfanne, die eine, die wir
haben, ist dafür allerdings so gar nicht ausgelegt, weswegen wir
kurz überlegten, Kaiserschmarrn zu machen. Ging auch nicht.
Letztendlich wurden es kleine pancakes. Drei geschlagene Stunden
stand ich in der Küche, bis ich alle pancakes gebacken hatte. Ich
stand sogar noch dann in der Küche, als die anderen schon da waren.
Schnell noch die Tomatensoße und die Spaghetti gekocht und schon
konnten wir essen.
Der Plan war mal, auf der Dachterrasse
zu essen, leider machte uns das Wetter einen Strich durch die
Rechnung. Am Nachmittag ging nämlich kurzzeitig die Welt unter. Also
wurde unser Flur dekoriert und Decken verteilt – wir hatten eh nie
genügend Stühle. Der Nachtisch wurde mit Bananen, Zucker&Zimt
und/oder selbstgemachter Ananansmarmelade serviert. Es war ein
wunderschöner Abend, den ich sehr genossen habe. Und es war schön
zu wissen, dass wir auch mal was organisiert hatten und so Danke
sagen konnten.
Und nach einem Sonntag, an dem wir
ungefähr nichts getan haben, ging es am Montag um 8.00 Uhr los zur
Arbeit. Vorher noch klingelte der Handwerker, unser Kühlschrank
hatte angefangen Stromschläge zu verteilen, wenn wir etwas von ihm
wollten. Naja, auf jeden Fall haben Sjard uns getroffen und sind
zusammen los. Die réunion fing etwas später an, weil es in Teilen
Lomés regnete und sich dann ja bekanntlich keiner aus dem Haus wagt,
und somit noch nicht alle da waren. Alle bedeutet in diesem Fall 7
Mitarbeiter und unser Direktor. Ob das wirklich alle sind, habe ich
nicht verstanden. Sowieso habe ich die ganze Zeit über nicht alles
verstanden. Es ging erst um die Probleme im letzten Jahr und wie man
das besser machen kann, obwohl es dafür wohl auch noch ein
Extratreffen geben soll. Danach stellte sich dann raus, dass es
dieses Jahr 20 Jungs geben wird, wobei 12 davon neu sind. Und diese
Neuen wurden vorgestellt. Wenn man möchte, dass ein Junge in das
Internat kommt, muss man einen Antrag stellen und das Ganze
begründen. Auch hier habe ich nicht alles verstanden, aber auch das,
was ich verstanden habe, möchte ich euch nicht erzählen.
Einersteits, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich alles richtig ist
und anderersteits um die Jungs zu schützen, die ich ja selber nicht
mal kenne.
Auf jeden Fall meinte unser Direktor
nach drei Stunden, es war übrigens auch sein erster Tag, dass wir
gehen könnten, weil uns das ganze eh nichts bringt. Wir verstehen
nicht alles und können sowieso nicht mitreden. Ich muss ja sagen,
dass es eine kleine Erleichterung war, denn es deutete sich kein Ende
an und ich wurde müde. Zuzuhören und nur die Hälfte verstehen ist
unglaublich anstrengend, hinzu kam die Schwüle ohne die Möglichkeit
etwas zu trinken und eine harte Holzbank. Wiederkommen sollen Sjard
und ich am Donnerstag, da ist die nächste réunion. Danach geht es
am 10. Oktober weiter und dann am 17., wenn endlich die Jungs vorbei
kommen.
Ich hoffe noch, dass bis Donnerstag
noch irgendwelche Aufgaben auftauchen oder wir einfach nicht
verstanden haben, dass es nächste Woche doch etwas zu tun gibt, denn
sonst muss ich noch drei Wochen warten, in denen ich nur zweimal in
der Einsatzstelle bin.
Und sonst? Bekommt man in drei Wochen
schon Routine? Wahrscheinlich nicht, ich arbeite ja nicht mal. Aber
es gibt doch Kleinigkeiten, an die man sich schon gewöhnt.
Ans Moto holen zum Beispiel. Einfach an
die Straße stellen, die Hand ausstrecken und warten, irgendeiner
wird schon halten. Wir werden auch immer besser, was das Preis
aushandeln angeht. Hier einigt man sich nämlich vor der Fahrt auf
den Preis, der von der Länge der Strecke abhängig ist. Oft wird der
Preis erst ganz hoch gesetzt und wir sagen dann den, den wir bezahlen
wollen. Und wenn wir uns nicht darauf einigen können, holen wir halt
neue Motos. Die gibt es hier nämlich wie Sand am Meer. Man fährt
sowieso fast immer mit ihnen, außer die Strecke ist super lang und
man ist in einer Gruppe unterwegs, dann nimmt man ein Taxi.
Oder einkaufen. Wir gehen jeden Tag
einkaufen, weil wir immer nur etwas für den Tag kaufen, zumindest
was das Gemüse angeht. Das ist immer so reif, dass wir es eh nicht
länger als zwei, höchstens drei Tage lagern können. Manchmal ist
es schon nervig, aber einer von uns kann sich eigentlich immer
aufrichten und losgehen, oft sind wir auch zu zweit. Wir gehen
ungefähr immer zum gleichen Stand und sie freuen sich schon immer
uns zu sehen und auch wenn wir nichts kaufen, sondern nur vorbei
gehen, winken sie und rufen uns ein 'Hallo' zu.
Und das macht micht glücklich. So wie
andere kleine Sachen. Wenn wir uns in Flipflops um schlammige Pfützen
schlängeln, die gefühlt so groß wie Seen sind. Oder wenn uns
Nachbarn grüßen. Wenn ich erfolgreich einen Preis runtergehandelt
habe. Wenn ich schönen Stoff finde, den ich günstig kaufen kann.
Wenn die Sonne scheint – auch wenn sie manchmal erbarmungslos ist.
Wenn die Sonne verschwindet und wir ab 25°C schon die Strickjacken
rausholen, weil es mir zeigt, dass wir uns an das Wetter gewöhnen.
Und wenn die schwüle Hitze durch einen wohltuenden Regen abgelöst
wird – solange die Welt nicht untergeht und es keine drei Stunden
dauert.
Und ich habe es mal geschafft in der
Gegend ein paar Bilder zu machen!
Das ist bei uns in der Gegend und weil ich es schön finde, wollte ich es auch nicht vorenthalten |
Auch Wäschewaschen gehört zu den wöchentlichen Aufgaben - ihr solltet euch einmal bei eurer Waschmaschine bedanken, dass es so schnell und einfach geht. Ich beneide euch auf jeden Fall drum! |
Ananas reiben, Zucker und halbe Zitronen - schon hat man seine selbstgemacht Marmelade |
Aus fünf Ananas werden nach ca. 1,5 Stunden ganze drei Gläser - die wir locker innerhalb einer Woche leeren. |
Eine Straße aus der Nachbarschaft, aber nicht meine |
Und noch eine Straße.Seht ihr den Staub? Den tragen wir täglich ins Haus und wir kommen mit dem Putzen nicht mehr hinterher. Bei Regen wird es besonders schlimm. |
Unsere Kreuzung - gradeaus geht es in unsere Straße |
Nachträglich zum Willkommensabend - der vor Ewigkeiten war - gibt es auch Bilder. Wir beim Tanzen, Patrizia und ich haben es zumindest versucht |
Regen-Moment der Woche: Ich will vom
Supermarkt zurück – der zu hatte, weswegen der Trip sich nicht mal
gelohnt hat! - und es beginnt zu nieseln. Who cares, es sind nur 5
Minuten zur WG und ich bin ja nicht aus Zucker, außerdem ist Regen
für mich nichts Neues. Dachte ich. Bis ich zu unserer Straße kam,
regnete es immer doller und natürlich wurde ich nass. Die letzten
100 Meter ging dann plötzlich die Welt unter. Gut, dass ich vorher
frisch geduscht losgelaufen war, ich hätte direkt wieder unter die
Dusche springen können.
Frustrienster-Moment der Woche: Der war
eigentlich der gesamte letzte Tag, zumindest nachdem ich erfahren
habe, dass ich so schnell nicht anfange richtig zu arbeiten. Meine
Laune war nicht so die beste und ich bin immer noch am Überlegen,
was ich die nächsten Tage machen soll.
Nächtlicher-Moment der Woche: Alles
dunkel, die Straßenlaternen beleuchten den Weg und wir laufen nach
Hause. Eigentlich regnet es, aber irgendwann hat es aufgehört mich
zu stören. Viel wichtiger, dass ich nicht jede Schlammpfütze
mitnehme und so meine Hose und Schuhe schone.
Schock-Moment der Woche: Ganz entspannt
gucke ich am Sonntag, als ich aufgewacht bin, auf mein Handy. Und
erstarre. Schon 12.00Uhr. Noch nie habe ich hier so lange geschlafen
und hätte man mich vorher gefragt, hätte ich gesagt, dass ich die
sonntägliche Kirchengesänge nicht überhöre und davon aufwache.
War bis jetzt auch immer so, aber vielleicht war diesmal einfach der
große Unterschied, dass ich erst um 5.00 Uhr Zuhause war und so spät
ins Bett gefallen bin. Und gefallen trifft es wirklich.
Liebste Grüße
einer-irgendwie-die-Zeit-totschlagende,
Mara <3