Dienstag, 27. September 2016

Beim Danke sagen ein dankbares Lächeln zu bekommen, ist das schönste Gefühl!

Hallo meine Lieben,

ja, noch ist keine ganze Woche um, aber wo ich doch noch so viel Zeit habe, kann ich mich ja auch mal öfter melden. Gestern war mein erster Arbeitstag, aber davor kam ja noch der Samstagnachmittag/abend, den ich im letzten Post erwähnt hatte.

Wir hatten ja für Samstagabend 19 andere Leute eingeladen, insgesamt waren wir also 26 Leute. Und für die wollten wir kochen. Am einfachsten ist da eindeutig Spaghetti mit Tomatensoße, die gab es natürlich auch – die Tomatensoße noch mit richtigen Tomaten, Karotten und Piment (das ist seeehr, seeehr scharf!). Weil sich aber die Jungs immer so viel Mühe geben, kam uns das ein bisschen zu wenig vor, also sollte es noch einen Nachtisch geben. Unsere Mittel sind begrenzt, weswegen es eine Pfannkuchen-Torte werden sollte. Unsere Pfanne, die eine, die wir haben, ist dafür allerdings so gar nicht ausgelegt, weswegen wir kurz überlegten, Kaiserschmarrn zu machen. Ging auch nicht. Letztendlich wurden es kleine pancakes. Drei geschlagene Stunden stand ich in der Küche, bis ich alle pancakes gebacken hatte. Ich stand sogar noch dann in der Küche, als die anderen schon da waren. Schnell noch die Tomatensoße und die Spaghetti gekocht und schon konnten wir essen.
Der Plan war mal, auf der Dachterrasse zu essen, leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Am Nachmittag ging nämlich kurzzeitig die Welt unter. Also wurde unser Flur dekoriert und Decken verteilt – wir hatten eh nie genügend Stühle. Der Nachtisch wurde mit Bananen, Zucker&Zimt und/oder selbstgemachter Ananansmarmelade serviert. Es war ein wunderschöner Abend, den ich sehr genossen habe. Und es war schön zu wissen, dass wir auch mal was organisiert hatten und so Danke sagen konnten.

Und nach einem Sonntag, an dem wir ungefähr nichts getan haben, ging es am Montag um 8.00 Uhr los zur Arbeit. Vorher noch klingelte der Handwerker, unser Kühlschrank hatte angefangen Stromschläge zu verteilen, wenn wir etwas von ihm wollten. Naja, auf jeden Fall haben Sjard uns getroffen und sind zusammen los. Die réunion fing etwas später an, weil es in Teilen Lomés regnete und sich dann ja bekanntlich keiner aus dem Haus wagt, und somit noch nicht alle da waren. Alle bedeutet in diesem Fall 7 Mitarbeiter und unser Direktor. Ob das wirklich alle sind, habe ich nicht verstanden. Sowieso habe ich die ganze Zeit über nicht alles verstanden. Es ging erst um die Probleme im letzten Jahr und wie man das besser machen kann, obwohl es dafür wohl auch noch ein Extratreffen geben soll. Danach stellte sich dann raus, dass es dieses Jahr 20 Jungs geben wird, wobei 12 davon neu sind. Und diese Neuen wurden vorgestellt. Wenn man möchte, dass ein Junge in das Internat kommt, muss man einen Antrag stellen und das Ganze begründen. Auch hier habe ich nicht alles verstanden, aber auch das, was ich verstanden habe, möchte ich euch nicht erzählen. Einersteits, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich alles richtig ist und anderersteits um die Jungs zu schützen, die ich ja selber nicht mal kenne.
Auf jeden Fall meinte unser Direktor nach drei Stunden, es war übrigens auch sein erster Tag, dass wir gehen könnten, weil uns das ganze eh nichts bringt. Wir verstehen nicht alles und können sowieso nicht mitreden. Ich muss ja sagen, dass es eine kleine Erleichterung war, denn es deutete sich kein Ende an und ich wurde müde. Zuzuhören und nur die Hälfte verstehen ist unglaublich anstrengend, hinzu kam die Schwüle ohne die Möglichkeit etwas zu trinken und eine harte Holzbank. Wiederkommen sollen Sjard und ich am Donnerstag, da ist die nächste réunion. Danach geht es am 10. Oktober weiter und dann am 17., wenn endlich die Jungs vorbei kommen.
Ich hoffe noch, dass bis Donnerstag noch irgendwelche Aufgaben auftauchen oder wir einfach nicht verstanden haben, dass es nächste Woche doch etwas zu tun gibt, denn sonst muss ich noch drei Wochen warten, in denen ich nur zweimal in der Einsatzstelle bin.

Und sonst? Bekommt man in drei Wochen schon Routine? Wahrscheinlich nicht, ich arbeite ja nicht mal. Aber es gibt doch Kleinigkeiten, an die man sich schon gewöhnt.
Ans Moto holen zum Beispiel. Einfach an die Straße stellen, die Hand ausstrecken und warten, irgendeiner wird schon halten. Wir werden auch immer besser, was das Preis aushandeln angeht. Hier einigt man sich nämlich vor der Fahrt auf den Preis, der von der Länge der Strecke abhängig ist. Oft wird der Preis erst ganz hoch gesetzt und wir sagen dann den, den wir bezahlen wollen. Und wenn wir uns nicht darauf einigen können, holen wir halt neue Motos. Die gibt es hier nämlich wie Sand am Meer. Man fährt sowieso fast immer mit ihnen, außer die Strecke ist super lang und man ist in einer Gruppe unterwegs, dann nimmt man ein Taxi.
Oder einkaufen. Wir gehen jeden Tag einkaufen, weil wir immer nur etwas für den Tag kaufen, zumindest was das Gemüse angeht. Das ist immer so reif, dass wir es eh nicht länger als zwei, höchstens drei Tage lagern können. Manchmal ist es schon nervig, aber einer von uns kann sich eigentlich immer aufrichten und losgehen, oft sind wir auch zu zweit. Wir gehen ungefähr immer zum gleichen Stand und sie freuen sich schon immer uns zu sehen und auch wenn wir nichts kaufen, sondern nur vorbei gehen, winken sie und rufen uns ein 'Hallo' zu.

Und das macht micht glücklich. So wie andere kleine Sachen. Wenn wir uns in Flipflops um schlammige Pfützen schlängeln, die gefühlt so groß wie Seen sind. Oder wenn uns Nachbarn grüßen. Wenn ich erfolgreich einen Preis runtergehandelt habe. Wenn ich schönen Stoff finde, den ich günstig kaufen kann. Wenn die Sonne scheint – auch wenn sie manchmal erbarmungslos ist. Wenn die Sonne verschwindet und wir ab 25°C schon die Strickjacken rausholen, weil es mir zeigt, dass wir uns an das Wetter gewöhnen. Und wenn die schwüle Hitze durch einen wohltuenden Regen abgelöst wird – solange die Welt nicht untergeht und es keine drei Stunden dauert.

Und ich habe es mal geschafft in der Gegend ein paar Bilder zu machen!

Das ist bei uns in der Gegend und weil ich es schön finde, wollte ich es auch nicht vorenthalten 
Auch Wäschewaschen gehört zu den wöchentlichen Aufgaben - ihr solltet euch einmal bei eurer Waschmaschine bedanken, dass es so schnell und einfach geht. Ich beneide euch auf jeden Fall drum!

Ananas reiben, Zucker und halbe Zitronen - schon hat man seine selbstgemacht Marmelade

Aus fünf Ananas werden nach ca. 1,5 Stunden ganze drei Gläser - die wir locker innerhalb einer Woche leeren.

Eine Straße aus der Nachbarschaft, aber nicht meine

Und noch eine Straße.Seht ihr den Staub? Den tragen wir täglich ins Haus und wir kommen mit dem Putzen nicht mehr hinterher. Bei Regen wird es besonders schlimm. 

Unsere Kreuzung - gradeaus geht es in unsere Straße

Nachträglich zum Willkommensabend - der vor Ewigkeiten war - gibt es auch Bilder. Wir beim Tanzen, Patrizia und ich haben es zumindest versucht

Wir hatten aber auch sonst Spaß, keine Angst. Da haben mir die Jungs übrigens erklärt, dass mein Anbieter eher nicht so gut ist - das war noch zu Zeiten, als ich kein Internet hatte. Anicet - mir gegenüber - hat versucht irgendwas einzustellen. Hat nicht funktioniert, bis ich eine neue Sim-Karte hatte.
Regen-Moment der Woche: Ich will vom Supermarkt zurück – der zu hatte, weswegen der Trip sich nicht mal gelohnt hat! - und es beginnt zu nieseln. Who cares, es sind nur 5 Minuten zur WG und ich bin ja nicht aus Zucker, außerdem ist Regen für mich nichts Neues. Dachte ich. Bis ich zu unserer Straße kam, regnete es immer doller und natürlich wurde ich nass. Die letzten 100 Meter ging dann plötzlich die Welt unter. Gut, dass ich vorher frisch geduscht losgelaufen war, ich hätte direkt wieder unter die Dusche springen können.

Frustrienster-Moment der Woche: Der war eigentlich der gesamte letzte Tag, zumindest nachdem ich erfahren habe, dass ich so schnell nicht anfange richtig zu arbeiten. Meine Laune war nicht so die beste und ich bin immer noch am Überlegen, was ich die nächsten Tage machen soll.

Nächtlicher-Moment der Woche: Alles dunkel, die Straßenlaternen beleuchten den Weg und wir laufen nach Hause. Eigentlich regnet es, aber irgendwann hat es aufgehört mich zu stören. Viel wichtiger, dass ich nicht jede Schlammpfütze mitnehme und so meine Hose und Schuhe schone.

Schock-Moment der Woche: Ganz entspannt gucke ich am Sonntag, als ich aufgewacht bin, auf mein Handy. Und erstarre. Schon 12.00Uhr. Noch nie habe ich hier so lange geschlafen und hätte man mich vorher gefragt, hätte ich gesagt, dass ich die sonntägliche Kirchengesänge nicht überhöre und davon aufwache. War bis jetzt auch immer so, aber vielleicht war diesmal einfach der große Unterschied, dass ich erst um 5.00 Uhr Zuhause war und so spät ins Bett gefallen bin. Und gefallen trifft es wirklich.

Liebste Grüße einer-irgendwie-die-Zeit-totschlagende,


Mara <3

Samstag, 24. September 2016

Wenn der Urlaub noch immer nicht beendet ist

Hallo meine Lieben,

und schon wieder ist eine Woche rum – zumindest fast – und ich kann euch wieder ein bisschen was berichten. Abgesehen davon, dass ich immer noch nicht arbeite. Aber Montag geht es dann endlich los! Zumindest lernen Sjard und ich unsere Kollegen kennen.
Diese Woche war dann aber doch auch noch wie Urlaub mit ganz viel entspannen, reden, lesen und essen. So wie sich das gehört. Und natürlich durfte auch der Strand nicht fehlen! Aber ganz entspannt der Reihe nach.

Am Montag nach dem Blogeintrag, sind Alina, Cindy und ich los, um Moskitonetze zu besorgen. Keine Angst, ich hatte natürlich vorher auch eins, aber das passt nicht über das Gestell und hat mich am Kopf und an den Beinden genervt. In der zweiten Apotheke wurden wir dann fündig, bzw. nur ich. Es gab nur noch eins, welches ich bekommen habe, und die anderen beiden haben sich eins besellen lassen. Was gar nicht so einfach war, aber das ist ein anderes Thema. Danach stand ich das erste Mal wieder in einem Supermarkt und obwohl das letzte Mal jetzt nicht ewig her ist, war es doch ein komisches Gefühl. Es gab so viel Auswahl und der ganze Laden ist gekühlt. Und es ist teuer. Sehr teuer.

Am Dienstag kamen zwei der Jungs vorbei, um mit einigen zum Grand Marché zu fahren. Da aber eine, die noch arbeiten musste, und die anderen aus den anderen WGs noch nicht da waren, haben Alina, Stella und ich die Zeit mit ihnen rumgeschlagen. Drei Stunden Kartenspielen. Aber wir haben echt Spaß gehabt und ich kenne jetzt zwei neue Spiele. Irgendwann ging es dann aber los. Erst wollte ich auch mit, aber dann war meine Motivation doch nicht mehr vorhanden, weswegen ich Zuhause geblieben bin. Die Zeit habe ich dann direkt mal genutzt, um meine Füßnägel zu lackieren. Super Info, ich weiß. ;)

Der Mittwoch wurde dann wieder aktionreicher. Erst war ich mit Cindy Strom kaufen, was schon ein komisches Gefühl ist. Wer bitte geht denn los und holt mal eben Strom? Aber so haben wir es gemacht. Und weil wir uns hier eh viel zu wenig bewegen, sind wir gelaufen. Eine gute halbe Stunde und unzählige Motofahrer, die uns mitnehmen wollten, später, kamen wir dann an. Wir haben den Strom direkt für 20.000 CFA aufgeladen, was umgerechnet ungefähr 30€ sind, und hoffen, damit ca. 2 Monate auszukommen. Ist das teuer? Ich habe keine Relation, weil ich noch nie in meinem Leben Strom bezahlen musste. Aber wir sind zu siebt, also kommt es mir günstig vor.
Auf dem Rückweg sind wir anders gelaufen und irgendwie voll im Villenviertel gelandet. Nicht sooo groß, wie ihr euch das jetzt vielleicht vorstellt – obwohl man die ein oder andere auch ohne Probleme nach Italien als Strandhaus hätte verkaufen können – aber mit Stacheldraht auf den Mauern.
Gegen Mittag kamen vier der Jungs, um mit uns – unsere WG, abgesehen von Patricia, weil sie arbeiten musste, Hannah, Judith und Bernadette – an den Strand zu fahren. Der Cocobeach ist ca. 30-40min mit dem Taxi entfernt und mehr als schön! Valentina, Lea, Cindy, Alina und ich sind direkt ins Meer gesprungen. Und kamen nicht weit. Die Wellen waren ziemlich stark und haben uns das ein oder andere Mal umgerissen. Was unglaublich witzig war! Wir hatten echt Spaß dabei zu versuchen stehen zu bleiben und auch der Rest kam mit rein. Es gab noch eine kleine Wasserschlacht zwischen einem der Jungs und mir, dann aber waren wir zu erschöpft und haben uns hingesetzt, natürlich nicht ins Wasser.. Es gab Youki – oder andere Getränke – und Musik, was eine schöne Atmosphäre war. Alina und ich sind noch ein bisschen am Strand langgelaufen, bis wir dann zurück gefahren sind. Als die Sonne verschwunden war, waren wir wieder Zuhause – wo wir einen riesigen Topf mit Spaghetti und Tomatensoße verdrückt haben!

Der Donnerstag war im Vergleich dann doch wieder ruhiger. Alina, Cindy und ich sind zu 'unserem' Markt gegangen, also dem, der am nächsten dran ist. Weil wir immer noch das Gefühl haben uns nicht genug zu bewegen, sind wir gelaufen. Eine knappe halbe Stunde hin und dann ganz viel auf dem Markt selber. Es war schon eine Herausforderung sich nicht zu verlieren, weil alles so voll war und gleichzeitig all die Eindrücke zu verabeiten. Gerüche, die ich nicht kannte. Ganz viele Stimmen und immer wieder 'yovo', damit wir gucken. Babys in den Tragetüchern ihrer Mütter, während die ihre Einkäufe erledigen. Händler, die zustätzlich zu denen an den Ständen noch umher laufen. Und ganz, ganz viel pagne – Stoff – den wir natürlich bewundert haben. Ich muss mir demnächst unbedingt was schneidern lassen.
Abends sind wir im Supermarkt gewesen und haben uns teure Zuccini und Kokosmilch gegönnt, mit denen wir – und Karotten und Tomaten, die wir günstiger bekommen haben – eine Kokos-Curry-Reispfanne gezaubert haben. Valentina und ich haben gekocht. Der viele Reis in einem Topf war nicht die intelligenste Idee, die wir je hatten. Unten war der Reis schon verkocht, als der oben so grade fertig war. Durchgemischt ging es aber – und wir haben jetzt ein Jahr Zeit zu lernen.

Den Freitagvormittag haben wir ganz in Ruhe auf uns zukommen lassen, heißt lange gefrühstückt und ich habe noch 'schnell' ein bisschen Wäsche gewaschen. Danach konnten wir uns erstmal nicht mehr aufraffen, dabei hatten wir eine Aufgabe – nämlich einkaufen gehen. Wir haben – ob das jetzt intelligent war oder nicht – die anderen WGs und die Jungs, die immer so viel mit uns machen, zum Essen eingeladen und das muss ja vorbereitet werden. Nach dem ach so anstrengenden Einkauf – eigentlich war der wirklich anstrengend, weil es so warm war – haben wir uns natürlich wieder ausgeruht, um danach Essen zu gehen. Wir wollten natürlich nur unsere Kochkraft aufsparen und uns ging es nicht um die Pizza, die es gab. ;)

Wir erholen uns von einer Welle und bereiten uns gleichzeitig auf die nächste vor!

Nachträglich zum Seminar auch dazu noch ein Bild

Jaja, wir volunteers werden auch irgendwann anfangen zu arbeiten

Weil auch kitschige Bilder in den Blog dürfen

Coco Beach, mein neuer Lieblingsstrand

Mein Morgen-Panorama. Eigentlich war es schon heller, aber mein Handy hatte darauf wohl keine Lust

Oh-Moment der Woche: Das liegt hier ja alles doch nicht so weit auseinander und jeden Tag entdecken wir neue Wege, die das Leben erleichtern. Wir sollten öfter alles zu Fuß probieren.

Self-Made-Moment der Woche: Ich glaube ich habe davon noch nicht berichtet, aber wir machen unsere Ananasmarmelade immer selber und auch diese Woche war es wieder so weit, wie eigentlich jede Woche auch. Diesmal haben Alina und ich sie gemacht, vorher stand ich nur mal daneben und auch heute habe ich nicht sooo viel gemacht, aber es ist schon ein cooles Gefühl zu wissen, dass man das selber kann.

Abhängister-Moment der Woche: Wir drehen die Gasflasche für unseren Gasherd auf. Und bekommen sie nicht mehr so. Also so gar nicht. Was machen wir also? Rufen einen der Jungs an, ob er nicht vorbei kommen kann. Und siehe da, schon steht er mit Hammer und Zange vor der Tür und hat uns gerettet. Wir haben schon aus Spaß gemeint, dass wir eine Hilfe-Gruppe mit den Jungs bei Whatsapp machen, damit immer der kommen kann, der grade am nächsten dran ist. Mal gucken, ob wir das nicht irgendwann umsetzen.

Sternenhimmel-Moment der Woche: 4 Uhr nachts, wenn man nicht schlafen kann, ist die Dachterrasse der schönste Ort. Die Sterne und der Mond wachen über einen, es ist so ruhig wie sonst nie, obwohl schon der Muizin anfängt zu rufen (sagt man das so?) und die ersten Motos unterwegs sind, und man hängt seinen Gedanken so nach. Zwei Stunden später, als es schon wieder hell war, war ich müde genug, um wieder ins Bett zu gehen.

Kindheits-Moment der Woche: Über Wilde Kerle, die Serie Türkisch für Anfänger und Wilde Hühner schwärmen und dann direkt einer Mama den Auftrag geben, die DVDs los zu schicken.


Wieder-Jung-Sein-Moment der Woche: Lachend in die Wellen schmeißen und sich nicht darüber aufregen, dass das Salz in den Augen und der Lunge brennt. Die Zeit vergessen und dann mit dem ersten Sonnenbrand aus dem Wasser kommen, der die Laune nicht trüben kann.  

Liebste Grüße einer-sicher-bald-auch-mal-wieder-arbeitenden,

Mara <3

P.S.: Unter Umständen werden die Texte demnächst kürzer, aber so viel Hoffnung würde ich nicht darein setzen. :)

Montag, 19. September 2016

Wenn sich alles wie Urlaub anfühlt

Hallo meine Lieben,

Montagmittag – jetzt ist schon die zweite Woche rum. Irgendiwe kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es erst zwei Wochen her ist, dass ich geflogen bin. Gefühlt bin ich schon ewig hier. Andererseits liegt noch so viel vor mir, dass ich gar nicht so lange hier sein kann. Und alles fühlt sich noch ein bisschen nach Urlaub an, weil wir nochn nicht arbeiten. Trotzdem schaffen wir es natürlich die Woche zu füllen.

Das Wichtigste aber, was diese Woche passiert ist, dass wir jetzt komplett sind. Dieses Jahr sind 16 VIA-Freiwillige in Togo und wir sind im Abstand von je einer Woche in Vierergruppen angekommen, ich war in der 3., was heißt, dass letzten Monatg die letzten ankamen. In der Woche hat sich auch die Konstellation der WG verändert. Bis letzte Wochen waren noch Bernadette, Judith und Hannah bei uns. Bernadette und Judith werden nach Atakpamé, eine Stadt nördlich von Lomé ziehen und Hannahs Co-Freiwillige ist angekommen, weswegen die beiden zusammen gezogen sind. In meiner WG sind jetzt Cindy, Stella, Alina, Patricia, Valentina, Lea und ich.
Es ist ein bisschen komisch, dass man sich erst an eine WG gewöhnt und davon dann drei ausziehen und drei Neue kommen. Ich bin mir aber sicher, dass wir das schaffen. Bis jetzt ist es super!Dadurch, dass wir jetzt alle sind, gab es am Dienstagabend bei einem der Jungs von ASEVEC einen Willkommensabend. Wir sollten um 17.30 Uhr abgeholt werden, aber da es den gnazen Nachmittag über geregnet hatte, verzögerte sich alles. Bei dem Abend haben die Jungs tradotioneller Kleidung – mindestens Oberteile - getragen. Außerdem war eine Trommelgruppe da, zu der wir dann traditionell getanzt haben. Also erst die Jungs, dann haben wir es auch versucht. Erfolgreich ist was anderes, aber wie sagt man so schön? Wir waren stets bemüht. Zu Essen gab es Fufu, danach hat jeder der Jungs die Region, aus der kommt, zusammen mit einer Besonderheit vorgestellt. Insgesamt war der Abend unglaublich schön. Als wir zurück wollten, war es schon spät und grade in der Gegend, in der wir waren, ist es schwer so spät noch Motos zu bekommen. Also sind wir togoisch – so haben es die Jungs genannt – gefahren, einer fährt und zwei sitzen hinten. Zum Glück ist der, der Patricia und mich gefahren hat, ziemlich vorsichtig gewesen.

Am Freitag gab es das von uns lang ersehnte Seminar, bei dem wir unsere Ansprechpartner in den Einsatzstellen kennengelernt haben. So hatten wir die Möglichkeit uns schon mal mit ihnen auszutauschen und die ersten Informationen zu bekommen. Außerdem haben wir uns auf dem Seminar unter anderem über unsere Erwartungen, Befürchtungen und Wünsche unterhalten. Da hatten sowohl unsere Ansprechpartner, als auch unsere Partnerorganisation, als auch wir die Möglichkeit uns zu äußern, was total interessant war.

Am Samstag haben wir alle einen Ausflug gemacht, alle heißt die Freiwilligen und Mitarbeiter von ASEVEC. Wir hatten einen Bus gemietet, immerhin waren wir insgesamt 24 Leute, und davon saßen 19 im Bus. Wir hatten unseren Spaß dabei, gequetscht im Bus zu sitzen. Wir sind ca. eine Stunde gefahren, dann waren wir Aneho, einer kleinen Stadt am Wasser. Was natürlich auch bedeutet, dass wir direkt am Strand waren. Und es war so verdammt schön! Danach sind wir weiter gefahren, um mit einem kleinen Boot über einen See zu fahren und Togoville besichtigen. Nach Togoville wurde Togo benannt. Das Positive war, dass es warm war. Das Negative, dass wir das nicht erwartet hatten und ich, statt durch Togoville zu laufen, im Schatten saß, um meinen Kreislauf ein wenig zu beruhigen. Danach war es aber wieder besser. Wir sind alle zusammen nach Lomé reingefahren und haben etwas gegessen. Spaghetti mit Tomatensoße und da ich den ganzen Tag über nicht viel gegessen hatte, waren sie wie ein Festmahl.

Zwischendurch waren auch fünf der Jungs bei uns, um für uns zu kochen, was mehr als süß war. Bei der Gelegenheit haben Lea und ich auch erzählt, dass unsere Simkarte immer noch nicht funktioniert. Also haben sie uns versprochen jeder eine zu kaufen und die dann vorbei zu bringen. Und schon einen Tag später standen sie vor unserer Tür und schon kurze Zeit später hatte ich eine funktionierende Simkarte mit Internet. Lea genauso und wir waren so froh! Wir meinten schon, dass wir nicht wissen, was wir wieder ohne sie in Deutschland machen werden.Aber darüber machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist.
Am Sonntagnachmittag wurden wir schon wieder von den Jungs eingeladen. Es gab Essen, ein bisschen was zu Trinken und ganz viel Spaß!

Sjard und ich haben heute unsere Einsatzstelle besucht, was unglaublich interessant war. Es ist ein riesiges Gelände, mit vielen Pflanzen, auf dem verteit die Häuser stehen. Zwei Wohnblöcke für die Jungs, ein Schulgebäude, die Sanitäranlagen, eine Küche, eine Schreinerei und Schlosserei und ein Gebäude für die Administration. Außerdem gibt es auf dem Gelände noch ein Basketball – und Fußballplatz und viel, viel Platz um sich auszutoben. Nächsten Montag, am 26. trifft sich das Personal, um das kommende Jahr vorzubereiten. Dabei werden Sjard und ich helfen. Erst am 16. Oktober werden die Jungs aus den Ferien wiederkommen, am 17. beginnt dann die Schule. Ich bin schon sehr gespannt, wie es wird! Die Kollegen, die wir heute kurz kennengelernt haben, sind auf jeden Fall alle super freundlich.

Der Strand!

So viele yovos auf einmal!

Wir waren Couscous essen, und es war mega lecker!

So sieht hier der Schutz vor Einbrechern aus, sehr intelligent!

Was machen, wenn man nicht genügend Stühle hat? Richtig, auf dem Boden essen.

Was ist da mit meinen Haaren los und wo ist mein Gesicht?

Togoville, und gleichzeitig mein Schattenplatz


WG- Inititierung-Moment der Woche: Zu fünft – die anderen beiden hatten keinen Hunger bzw. waren auf ihren Zimmern – haben wir im Flur – was bitte sind Stühle und Tische? - aus einem Topf – sonst muss man so viel abspülen – Nudeln und Tomatensoße gegessen und dabei über Viva-SMS, Kindheitsbücher und noch viel, viel mehr geredet!

Aufgedrehester-Moment der Woche: Es kam die Nachricht, dass die Simkarte von Lea und mir abends vorbei gebracht wird. Und genau an diesem Abend klingelt es dreimal, bevor zwei der Jungs da waren. Sonst sind wir nicht so beliebt, weswegen Lea und dich jedes Mal wie die Verrückten zur Tür gesprungen sind, um enttäuscht festzustellen, dass es nicht die Jungs sind. Als wir dann irgendwann unser Internet hatten, haben wir uns mega gefreut – ich hatte keine Ahnung, wie wichtig mir das ist! Die Jungs haben uns einfach nur ausgelacht. Wir haben ihnen schon gesagt, dass wir sie jetzt bei jedem Problem dazu holen.

Ohh-wie-süß-Moment der Woche: Unsere Nachbarin hat gehört, dass Valentina immer hustet – sie hat eine Erkältung aus Deutschland mitgebracht – und hat Honig und Zitronen vorbei gebracht. Und zusätzlich noch Yamswurzeln. Sie wollte auf keinen Fall was dafür haben, weswegen wir ihr sozusagen als Tausch deutsche Süßigkeiten gegeben haben. Sie meinte, dass sie immer für uns da ist. Wir haben ihr natürlich das Gleich gesagt!

Kakerlaken-Moment der Woche: Alina und ich hatten noch keine Kakerlaken gesehen, aber dann war da unsere erste. In unserem Zimmer. Total klein, aber wir wollten sie trotzdem einfangen. Cindy kam um uns zu helfen. Und um uns auszulachen. Sie meinte die wäre so klein, da muss man sich nicht mal die Mühe machen, um sie zu fangen. So etwas macht man nur bei Großen. Gut zu wissen!

Spontanster-Moment der Woche: Als wir am Sonntag bei den Jungs zum Essen eingeladen waren, hatten Judith und ich plötzlich unglaubliche Lust zu tanzen und weil wir dabei nicht beobachtet werden wollten, haben wir uns an den Rand des Weges gestellt. Das hört sich vielleicht komisch an, aber es war dunkel und niemand war da. Außer ein paar kleine Kinder, die dann mit uns getanzt haben. Super süß!

Ich habe also noch eine Woche Schonfrist, bevor es richtig losgeh. Allerdings freue mich auch schon, denn ich wüsste nicht, was ich hier noch wochenlang machen soll. Ich bin unglaublich gespannt, wie es im Projekt wird und wie ich mit allem klarkommen werde. Auch das Leben in der WG wird sich dann bestimmt ändern. Ich werde euch auf jeden Fall auf dem laufenden halten!

Liebste Grüße einer-sich-wie-im-Urlaub-fühlenden,


Mara <3

Freitag, 16. September 2016

Yovo, yovo bonsoir!

Hallo meine Lieben,

ich schaffe es auch mal mich zu melden, ich habe endlich Internet! Mittlerweile haben wir so viel erlebt, dass ich es in zwei Blogpost packen werde. Der jetzt ist über die erste Woche, also von der Ankunft am Montag bis zum Sonntag.
Ich bin gut angekommen und schon der erste Tag war voll voll. Erst der Flug. Hamburg nach Paris, ohne Probleme. Paris – Lomé, etwas holpriger. Die Zwischenlandung in Niamey, Niger, war gut, die Landung in Lomé war holprig, wir haben bei der Landung einen Hopser gemacht, dann standen wir.
Mit dem Visum, Impfpass, Fingerabdrücken und einem Bild sind wir, Alina, Stella, Sjard und ich – Mitfreiwillige, mit denen ich geflogen bin - im Land, schneller als gedacht. Auch die Gepäckausgabe funktionierte super und weil unser Flugzeug eine knappe halbe Stunde zu früh gelandet war, waren wir 10 Minuten, nachdem das Flugzeug eigentlich hätte landen sollen, schon draußen. Alleine. Niemand da, um uns zu empfangen. Wir mussten aber nicht mal fünf Minuten warten, da kamen sie schon. M. Sani, unser Ansprechpartner bei ASEVEC, unserer Partnerorganisation, eine Mitarbeiterin, ein paar der Jungs, die auch zu ASEVEC gehören und fünf der Freiwilligen, die schon vorher hier gewesen sind.
Nachdem unser Gepäck im Haus gelandet war, sind alle zu einem Restaurant gefahren. Mittlerweile waren noch mehr Jungs von ASEVEC da, die uns auf ihren Motorrädern mitgenommen haben. Wir wurden total lieb erst auf französisch und dann auf Ewe begrüßt. Das Essen war total lecker und alle mega freundlich, aber wir 'Neuen' waren irgendwann müde, weswegen wir schon mal gefahren sind. Noch schnell die Moskitonetze angebracht und schon waren wir im Bett.

Mittlerweile haben wir so einiges erlebt. Ich zähle einfach alles ohne irgendeine Reihenfolge auf, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich das hinbekomme.
Ich habe einen Helm! Das macht das Fahren auf den Motos, Motorradtaxis, deutlich angenehmer, denn wir fahren fast täglich mit ihnen. Ich war schon auf zwei verschiedenen Märkten, einem hier in der Nähe, auf dem wir unsere Helme gekauft haben, und dem Grand Marché. Dort war ich schon zweimal, beim ersten Mal ging es um Haushaltssachen, beim zweiten Mal waren wir mit ein paar von den Jungs da und haben Stoff gekauft. Danach noch Obst.
Außerdem war ich schon auf zwei verschiedenen foires, sowas wie Messen. Bei dem einem ging es um Lebenmittel aus der Region, bei dem anderen um togoelsische Start-Up-Unternehmen, die z.B. etwas mit Solarenergie machen. Zusammen mit vier der Jungs von ASEVEC waren wir abends dort und haben dann noch eine Reaggeband gehört, Nati. Es war total cool und wir haben natürlich getanzt. Später dann auch mit fremden Leuten, die dazugekommen sind.
Am Freitag war in dem Restaurant, in dem wir schon am ersten Abend waren, eine Cocktailparty, also sind wir, die WG, hingefahren. Dort haben wir noch viele andere getroffen, die wir kennengelernt hatten. Diesmal tanzten wir nicht zu Reaggemusik, sondern zu togolesischer Musik. Und zu einigen Liedern scheint es einen Tanz zu geben, der uns zum Glück gezeigt worden ist. Es hat total viel Spaß gemacht!
Wir, Judith, Alina, Cindy und ich, waren auch das erste Mal bei einem Togoer Zuhause. Wir haben zusammen mit ihm und zwei Freunden gekocht. Frittierte Yamswurzel, frittierte Kochbananen, Tomaten-Zwiebeln-Pimont und Majo. Total lecker! Und wir haben Wasser aus dem Brunnen geholt, mega cool! Die yovos lernen dazu ;)
Regelmäßig kommen auch zwei Mädels aus der Nachbarschaft vorbei, die manchmal noch Geschwister mitbringen. Wir haben schon zusammen Freundschaftsarmbänder geflochten, mit ihnen gekocht und am letzten Samstag wollten wir zu einem der beiden foires, aber das erste große Gewitter war da und wir sind Zuhause geblieben. Als es beim letzten Mal ein bisschen doller regnete, saßen wir, ein paar aus der WG, auf dem Moto. Die haben dann aber angehalten und wir haben uns untergestellt, bis wir weiter fahren konnten. Zum Glück dauerte es nicht so lange, nur 10 Minuten. Das große Gewitter dauerte mehrere Stunden.

Unsere WG, wir sind zu siebt, ist ein Haus. Ein echt großes Haus. Das größte in der Straße und das finde ich nicht so gut, weil es einfach unglaublich auffällt und jeder weiß, wo wir wohnen. Im Haus haben wir ein Einzelzimmer, drei Doppelzimmer, eine Küche, zwei Badezimmer und vier Balkone, was viel Platz bedeutet. Versteht mich nicht falsch, das Haus ist gut und wir haben viel Platz uns auch mal aus dem Weg zu gehen, aber wir alle würden lieber in kleineren WGs leben, weil sieben yovos noch mehr auffallen als vier. Ich schlafe auf jeden Fall mit Alina in einem Zimmer. Wir beide haben schon unseren Schrank eingeräumt und Bilder und eine Lichterkette aufgehangen, was das Zimmer wohnlich macht.

Soweit genieße ich mein neues Leben hier. Ich habe erst einen Mückenstich und gewöhne mich mehr oder weniger gut an das warme Wetter – wir schwitzen hier schon, wenn wir nur im Bett liegen oder einfach nur Bilder an der Wand aufhängen. Noch hoffen wir, dass es besser wird.


Die erste WG-Besetzung (in einem anderen Post gibt es dazu mehr Infos) beim Essen auf der Terrasse - wo wir immer essen. Ich, Cindy, Alina, Hannah, Bernadette und Judith - von mir angefangen im Uhrzeigersinn.

Flechten mit den Mädels, neben mir sitzt Victorie 

Mein Bett, wie man sieht passt das Moskitonetz nicht, aber ihr seht einen Teil der Deko

Wir, Dodo, Alina, ich, Judith, Bogart und Paul, haben gekocht! Und es war unglaublich lecker, wir haben es direkt für den Rest der WG nachgekocht

Ich, Felicitas, Rose, Clarisse, Victorie und Alina (von links nach rechts), Felicitas ist unsere Starfotografin, sie hat natürlich auch das Bild gemacht. :)
Abendgedanken: Essen beim Schein der kleinen Lampe, Stimmengewirr und Grillen zirpen, Sterne die Strahlen, ein schiefer Mond und das Hupen des Motos im Hintergrund – hier kann ich bleiben.

Aha/Lach-Moment der Woche: Der komische, beißende Geruch, bei dem wir kurz dachten, dass es ein totes Tier sei, ist eigentlich ein Gewürz aus dem Norden. Meinten zumindest die Jungs, als sie heute da warren.

Erkenntnis der Woche: Cash-Power sollte man rechtzeitig aufladen, denn sonst hat man – wie wir heute Morgen – keinen Strom mehr. Gut, dass ein paar Jungs von ASEVEC eh kommen wollten und einer von ihnen uns dann gerettet hat.

Genießer-Moment der Woche: Moto fahren bei Nacht ist der Wahnsinn! Es war noch total (angenehm) warm und der Wind bläst einem ins Gesicht, während man an Straßenlaternen vorbei rauscht.

Liebste Grüße einer-ankommenden,

Mara <3


P.S.: Yovo, das aus der Überschrift, heißt 'weiß' und so werden wir von den Kindern auf der Straße immer begrüßt.